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Rostocker Forscher starten Qualitätsoffensive für künstliche Gelenke

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Dr.-Ing. Daniel Klüß zegt ein gebrochenes Hüftgelenk (Foto: ITMZ/Uni Rostock)

Der in der Hansestadt gegründete Verein DEZIS will deutschlandweit in der Schadensvermeidung von  künstlichen Gelenken agieren, Ursachenforschung  betreiben,   Ärzte sowie Patienten aufklären, was zu tun ist, wenn etwas schief geht.“

Wie sicher sind Implantate und Endoprothesen? „Manchmal nicht sicher genug“, sagt der junge Forscher Dr. Daniel Klüß, Vize-Chef des Forschungslabors an der Orthopädischen Universitätsklinik Rostock. In der Hansestadt haben Ärzte, Biomechaniker und Werkstoffwissenschaftler deshalb den Verein „Deutsches Zentrum für Implantat-Sicherheit (DEZIS) e.V.“ gegründet und somit eine „Qualitätsoffensive" initiiert.

„Ein künstliches Hüftgelenk beispielsweise soll Patienten helfen, sich wieder besser bewegen zu können, wenn das eigene Gelenk versagt“, betont Daniel Klüß. Er ist Vorstandsmitglied des neuen Vereins und weiß um das Dilemma, wenn Implantate plötzlich versagen. Dann  beginnt der Streit. „Die Hersteller schieben den schwarzen Peter mitunter dem Operateur zu, der wiederum hat manchmal gute Gründe,   den Firmen die Rote Karte zu zeigen“, berichtet  Klüß aus dem Alltag. Am Ende sucht im Falle eines Rechtsstreits der Richter kompetente Sachverständige.

DEZIS will deutschlandweit in der Schadensvermeidung agieren und schreibt sich auf die Fahnen, „Ursachenforschung zu betreiben und Ärzte sowie Patienten aufzuklären, was zu tun ist, wenn etwas schief geht.“

Leider funktionieren nicht alle Hüftendoprothesen tadellos, wie die  aktuelle Diskussion um fehlerhafte Kunstgelenke zeigt. Beispielsweise habe ein Hersteller eine Hüftendoprothese am unteren Schaft mit einer Lasergravur versehen. „Das war der Grund, warum das Implantat letztlich gebrochen ist“, sagt Klüß.Die Rostocker Wissenschaftler um Professor Wolfram Mittelmeier, dem Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik, der unter anderem als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie agierte, ringen darum, dass Ärzte melden, wenn ein Implantat den Dienst versagt und das defekte Teil auch aufheben. Fachlich wird der vierköpfige Vereinsvorstand komplettiert durch Professor Detlef Behrend, Inhaber des Lehrstuhls Werkstoffe für die Medizintechnik an der Universität Rostock, sowie seine Mitarbeiterin Dr. Mareike Warkentin.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit soll umfassende Schadensanalysen ermöglichen, um zu erkennen, warum Implantate nicht funktionieren.  Nur dadurch ließen sich fehlerhafte Produkte oder auch falsche OP-Techniken rasch erkennen und auch die Hersteller könnten lernen. „Sobald wir erfahren, was der Grund für ein Implantatversagen ist, können wir fachliche Unterstützung zur Vermeidung künftiger Schadensereignisse geben“, sagt Klüß.In Deutschland werden jährlich etwa 220 000 künstliche Hüftgelenke implantiert, es gibt jedoch auch jedes Jahr ca. 35 000 Wechseloperationen. „Die meisten Wechseloperationen sind schicksalhaft, das heißt, die Lebensdauer des Implantats ist abgelaufen, ohne dass zwangsläufig ein Schaden eingetreten ist. Ein vorzeitiges Implantatversagen ist hingegen relativ selten, aber für den betroffenen Patienten folgenschwer.“

Der Rostocker Verein bietet  ab sofort ein Informationsportal (www.dezis.de) für Patienten, Hersteller von Implantaten und Ärzten gleichermaßen an. „Wir klären auf den freigeschalteten Seiten über viele Fragen der Sicherheit bei Implantaten auf“, verweist Daniel Klüß auf das Ziel. Gemeinsam mit den Lesern soll das Informationsportal interaktiv weiter entwickelt werden. Aber auch auf Gutachteranfragen soll eingegangen werden, mit dem Ziel,  schadhafte Implantate einer kompetenten wissenschaftlichen Analyse zuzuführen. Anliegen des Vereins ist es zudem, auch Spezialisten für Brust-, Dental-und HNO-Implantate zu gewinnen, die sich unserem Anliegen verpflichtet fühlen, so Klüß. „Es gibt viel zu wenig Informationsrückfluss, warum Implantate kaputt gehen“, sagt der Forscher.

An der Rostocker Orthopädischen Universitäts-Klinik ist ein Archiv für ausgetauschte und schadhafte Implantate eingerichtet worden. Hier wird jedes revidierte Implantat aufbewahrt und sorgfältig dokumentiert, wenn ein Medizinprodukt versagt hat.Rostocks Uni-Rektor Professor Wolfgang Schareck, selbst Mediziner, weiß sehr wohl, dass  keine medizinische Technologie ohne spezifische Risiken ist. Dies gelte auch für den Gelenkersatz. Gerade in Anbetracht der häufigen Anwendung hält Professor Schareck die Qualitätssicherung in der Endoprothetik deshalb von enormer Bedeutung. „Der neu gegründete Verein zur Implantat-Sicherheit ist ein tolles Projekt und innovatives Forschungsthema“, hebt der Rektor hervor. Risiken und Schadensfälle müssen transparent erfasst und analysiert werden. Dass an der Uni Rostock die Medizin und Ingenieurwissenschaften immer enger zusammenrücken, hält Professor Schareck im Interesse der Patienten für ein Gebot der Stunde. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:Universität RostockUniversitätsmedizinOrthopädische Klinik und PoliklinikDr.-Ing. Daniel KlüßForschungslabor für Biomechanikund ImplantattechnologieTel: 0381 494 9343Mail: daniel.klüss(at)uni-rostock.de

 

 

Authors: Universität Rostock

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